Behandlungszufriedenheit von Dialysepatienten

 

Ein Teil der CORETH-Studie beschäftigte sich mit der Frage, welche Faktoren bei Bauchfell- und Zentrumsdialysepatienten dazu beitragen, dass sie mit ihrer Dialysebehandlung zufrieden sind. Neben ihrer momentanen Behandlungszufriedenheit wurden die Patienten danach gefragt, wie ihr soziales Umfeld aussieht und welche Personen sie in ihrer Situation unterstützen. Außerdem interessierte die Persönlichkeit, z. B. ob sie eher selbständig sind oder sich Unterstützung wünschen. Bezüglich des psychischen Befindens wurde u.a. gefragt, wie sehr Patienten der Aussage zustimmen: „Ich fühle mich in meinen Aktivitäten gebremst.“ Daneben waren auch die körperliche Verfassung und geistige Leistungsfähigkeit von Interesse. Schließlich wurden Alter, Bildungsniveau, Erwerbsstatus und Wohnsituation erfasst. In der statistischen Analyse wurden nur solche Patienten miteinander verglichen, die ein ähnliches Alter, einen ähnlichen Bildungs- und Erwerbsstatus sowie ähnliche Begleiterkrankungen hatten.

 Die Gegenüberstellung zwischen Bauchfell- und Zentrumsdialysepatienten zeigte zunächst, dass Bauchfelldialysepatienten:

  • insgesamt zufriedener mit ihrer Behandlung sind,
  • eher auf Selbständigkeit Wert legen,
  • häufig eine bessere geistige Leistungsfähigkeit haben,
  • besser gemeinsam mit dem Arzt dieWahl des Dialyseverfahrens treffen konnten und
  • eine größeren Wohnraum haben.

ENTSCHEIDEND FÜR HOHE BEHANDLUNGSZUFRIEDENHEIT: GUTE PSYCHISCHE VERFASSUNG UND GEMEINSAME ENTSCHEIDUNG MIT DEM ARZT

Blickt man darauf , was genau eine hohe Behandlungszufriedenheit ausmacht, zeigt sich ein relativ eindeutiges Ergebnis. Unhabhängig von der Art der Dialysebehandlung sind Patienten dann zufriedener, wenn sie eine gute psychische Verfassung haben, also weniger depressiv sind. Wurde die Wahl der aktuellen Behandlung zusätzlich erfolgreich gemeinsam mit dem Arzt getroffen, ist die Zufriedenheit sowohl bei Bauchfell- als auch bei Zentrumsdialysebehandlung höher, als wenn der Arzt die Entscheidung alleine getroffen hatte.

Die Ergebnisse liefern außerdem Hinweise dafür, dass die Zentrumsdialyse die bessere Wahl ist, wenn:

  • Patienten eine unterstützungsorientierte Persönlichkeit haben,
  • die Konzentrationsfähigkeit teilweise nachlässt,
  • Patienten soziale Unterstützung erhalten,
  • die körperliche Verfassung ungünstig ist und
  • der soziale Status eher niedriger ist.
Oben: Die familiäre Unterstützung ist wichtig.
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IN DER PRAXIS: BERATUNG UND AUSTAUSCH ZWISCHEN PATIENT UND ARZT VERBESSERN

Die psychische Verfassung der Betroffenen und ihre Beteiligung bei der Wahl des Dialyseverfahrens spielen eine wichtige Rolle dafür, wie zufrieden Patienten später mit ihrer Situation sind. Dialyseärzte und Pflegekräfte sollten frühzeitig auf die individuellen psychischen und sozialen Merkmale ihrer Patienten achten. Hier sind zum Beispiel Depressivität, der Wunsch nach Selbständigkeit oder die geistige Leistungsfähigkeit wichtige Eigenschaften, die bei der Beratung der Patienten bedacht werden sollten. Wichtig ist auch, dass Patienten ihre Vorlieben in Bezug auf Selbständigkeit oder Unterstüztung äußern. Damit kann eine gute Entscheidung zwischen Bauchfell- und Zentrumsdialyse getroffen werden. Bei einer eher ungünstigen psychischen Verfassung empfiehlt es sich für Patienten, psychologische Unterstützung einzuholen. Aus wissenschaftlicher Sicht ermöglichen die Erkenntnisse aus der CORETH-Studie die Entwicklung von Checklisten und die Verbesserung von Entscheidungshilfen für Patienten und Ärzte.

Für Interessierte:

Robinski, M.; Mau, W.; Wienke, A.; Girndt, M.: The Choice of Renal Replacement Therapy (CORETH) Project: Dialysis Patients‘ Psychosocial Characteristics and Treatment Satisfaction. Nephrology, Dialysis, and Transplantation, Volume 32, Issue 2, 1 February 2017. DOI: https://doi.org/10.1093/ndt/gfv464

Link zum Artikel: http://ndt.oxfordjournals.org/content/early/2016/02/02/ndt.gfv464.abstract

Robinski, M.; Mau, W.; Girndt, M.: Wann sind Peritoneal- und Hämodialysepatienten mit ihrer Behandlung zufrieden? Der Nephrologe 11 (3): 211-212. DOI: https://doi.org/10.1007/s11560-016-0051-8

Link zum Abstract: http://link.springer.com/article/10.1007/s11560-016-0051-8?

Robinski, M.; Neumann, D.; Mau, W.; Girndt, M.: The Choice of Renal Replacement Therapy (CORETH) Project: Der psychosoziale Status in der Frühphase der Peritoneal- und Hämodialyse. Nieren- und Hochdruckkrankheiten 5: 195-201. DOI: 10.5414/NHX01777

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